LITHO VITAL I – eine experimentelle Skulptur

bis Anfang 2024
Historisches Museum, Frankfurt/M.

LITHO VITAL I – eine experimentelle Skulptur

Ausstellung noch bis April 2024 im Lichthof des Historischen Museum Frankfurt am Main

Danach sucht die Skulptur einen neuen Ort. Für Vorschläge und Angebote bin ich dankbar!

Faltblatt Litho Vital im Lichthof 2023_Klein

LITHO VITAL I, Peccia, 2021, Cristallina-Marmor, 60 x 60 x 115 cm

Die Frage nach dem Ursprung des Lebens ist eine der zentralen Fragen, die die Bildhauerin Birgit Cauer (*1961 in Frankfurt am Main) immer wieder umtreibt. Sie setzt sich künstlerisch mit dem faszinierenden und schwer vorstellbaren Prozess der Entstehung des Lebendigen im Stein auseinander und versucht diesen auf experimentelle Weise nachzuvollziehen und als Spuren sichtbar zu machen. Dabei entstehen Skulpturen, Zeichnungen, Versuchsanordnungen und -teilweise auch partizipative-Projekte im Öffentlichen Raum, in denen die Aktivierung des dem jeweiligen Material und Ort innewohnenden energetischen Potenzials eine zentrale Rolle spielt.

LITHO VITAL ist eine Fortführung ihrer aktuellen Arbeiten mit Säure und Salzen auf Kalksteinen. Dabei spielen besonders die Abtragung und Zersetzung von Gesteinen eine Rolle. Die Bildhauerin lässt den Stein, die Säure sowie die Zeit selbst arbeiten. Es ist gleichsam ein erweiterter bildhauerischer Prozess sowie eine künstlerische Forschung. Die Künstlerin stellt die Voraussetzungen dafür her: Während eines zweimonatigen Arbeitsaufenthaltes in Peccia/Tessin beträufelte die Künstlerin einen Block aus dem dortigen Cristallina-Marmor kontinuierlich mit Salzsäure. Die Säure hinterliess in dem 250 Millionen Jahre alten Stein ihre Spuren: es bildeten sich Krater, Hohlräume und Spalten, die natürlichen Korrosionsprozessen ähneln und an Karstlandschaften und Gletschermühlen erinnern. Diese Jahrmillionen langen zeitlichen Prozesse, wurden durch die Bildhauerin in einer an eine Intensivstation erinnernden Laborsituation nachempfunden und extrem verkürzt.
Mit den ihr zur Verfügung stehenden bildhauerischen Mitteln hat die Künstlerin ihr Gegenüber ausgehöhlt und durchlöchert, sodass Blickachsen das Innere der großen Steine sichtbar machen. Auf diese Weise schafft Cauer Bilder für früheste, in Gesteinsschichten verborgen liegende Lebens- und Schutzräume.
(Susanne Gesser, Kuratorin, Historisches Museum)
Arbeitsprozess, Peccia 2021, Foto: M. Großmann